Soziale Situationen werfen häufig Fragen auf, die wir (noch) nicht beantworten können. Viele Menschen, und ganz besonders die, die Verantwortung tragen, empfinden diesen Schwebestatus als äußerst unangenehm. Er suggeriert Unentschlossenheit, Stagnation und Unsicherheit. Eine Entscheidung – egal in welche Richtung – wird dann meist als befreiend erlebt. Ganz besonders als Konfliktbeteiligte sind wir uns unserer Sache selten sicher. Wir fragen uns, was der nächste Schritt sein könnte.
Die von Friedemann Schulz von Thun (Miteinander Reden, Band 3) vorgestellte Methode des Inneren Teams gibt einen guten Überblick über das eigene innere Erleben. Diese Methode strukturiert das normalerweise in emotionalen Befindlichkeiten ablaufende Gedankenkarussell und zwingt uns zum „Fertigdenken“.
Ich habe bei der Anwendung des Inneren Teams sehr gute Erfahrungen mit folgender Herangehensweise gemacht: Ich schreibe für meine/n Coachee (oder auch für mich) alle Gedanken auf, die mir zu dem anstehenden Problem in den Sinn kommen. Dabei beachte ich die Regeln der Kärtchenmoderation: also nur jeweils einen kurzen, prägnanten Satz auf eine Karte (es darf mit Zetteln improvisiert werden). Dann sortiere ich mit meinem/r Coachee die Nennungen nach Themen. Was passt zusammen? Wenn wir so gewissermaßen Cluster erstellt haben, werden diese mit Überschriften versehen, die den verschiedenen inneren Stimmen Namen geben (z.B.: Verletzter, Aggressor, Beschwichtiger, Kritiker, …). Nun wird für jedes Cluster bzw. die personifizierten Aussagen eines Clusters ein Kernsatz formuliert.
Es ist wichtig, jede Stimme ernst zu nehmen und wert zu schätzen. Dabei gehen wir davon aus, dass alle unsere Anteile eine positive Absicht verfolgen und ein für uns positives Ergebnis bewirken möchten. Auch die positive Absicht formulieren wir aus. Es tut gut, bei dieser Idee einen Moment zu verharren und sie auf sich wirken zu lassen.
Jetzt kommt es darauf an, Lösungen zu entwickeln, die die positiven Absichten unserer einzelnen inneren Anteile berücksichtigen. Für diesen Schritt können wir wieder Kärtchen zu Hilfe nehmen und alle möglichen und unmöglichen Lösungen (je eine auf eine Karte) notieren.
Die Arbeit mit dem Inneren Team schließt mit einer integrierten Stellungnahme / einem Fazit. Dieser Schritt fällt um so leichter, je besser es gelingt, allen inneren Anteilen „zu ihrem Recht“ zu verhelfen.