Es gibt Situationen, in denen das Verhalten von Mitmenschen unser persönliches Wohlempfinden mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Sicher kennen Sie das: “Wenn nur Z. anders wäre …“ Der Wunsch, auf das Verhalten eines anderen Menschen, unter dem wir leiden, Einfluss zu nehmen, ist nur zu verständlich. Unsere Mitmenschen können uns das Leben ganz schön schwer machen. Was wir dabei häufig nicht berücksichtigen, ist die Tatsache, dass das Verhalten durch die jeweilige Situation, also die Umwelt, determiniert ist. Was wir ebenfalls nicht berücksichtigen ist, dass wir immer zu wenig wissen. Wir wissen zu wenig über die Realität, die Auslöser, den Prozess, das ganze Drumherum.
Sicher haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass der Versuch, andere verändern zu wollen, sehr viel Kraft kostet und ziemlich sinnlos ist. Und Sie wissen auch, dass es heißt: Wir können nur uns selbst verändern … Allerdings sind wir nicht so ganz machtlos: Es gibt eine Möglichkeit, auf das Verhalten Anderer Einfluss zu nehmen!
Stephen R. Covey spricht in diesem Zusammenhang von drei Formen möglicher Kontrolle: Der direkten Kontrolle, der indirekten Kontrolle und – bedauerlicherweise – gar keiner Kontrolle.
Über Gar-keine-Kontrolle können wir folgendes vermerken: Da heißt es nur aushalten oder die Situation verlassen. Oder wie es so schön in der Operette „Fledermaus“ von Johann Strauß II heißt: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“. Auch ein Gebet von (vermutlich) Reinhold Niebuhr, einem einflussreichen US-amerikanischen Theologen, nimmt Stellung dazu: „Gott gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Die direkte Kontrolle haben wir nur über unser eigenes Verhalten. Wer schon einmal versucht hat, langjährige Gewohnheiten zu verändern, weiß, wie schwer das ist. Hier ist Achtsamkeit, ein starker Wille und Durchhaltevermögen hilfreich.
Und nun zum Einfluss auf Andere: Indirekte Kontrolle haben wir durch die Reaktion des Anderen auf unser Verhalten! Natürlich hat der Andere dabei immer einen mehr oder weniger großen Spielraum. Wenn Sie aber weiterhin so agieren, wie Sie es immer schon gemacht haben, werden Sie wahrscheinlich auch immer ähnliche Reaktionen hervorrufen, wie Sie sie immer schon hervorgerufen haben. Ich möchte Sie ermutigen, mit Ihren (Re-)Aktionen in einem Gespräch zu experimentieren.
Beispielhaft erwähne ich hier zwei Möglichkeiten, auf die Botschaft eines Menschen zu reagieren: Sie können auf ein Argument, dem Sie nicht zustimmen, mit einem Gegenargument oder mit Widerlegung kontern. Sie können aber auch mit offenen Fragen reagieren. Im ersten Fall wird es wahrscheinlich zu einem Schlagabtausch kommen. Mit offenen Fragen steigen Sie tiefer ein, erfahren Beweggründe, lernen dazu, drücken Wertschätzung aus und initiieren einen lösungsorientierten Dialog.
Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg!