Wann ist die Frage nach dem „Warum“ sinnvoll?

Warum“ :-)) die Frage nach dem Warum? Was soll damit (im persönlichen Zusammenhang) wirklich erreicht werden? Warum wird die Frage nach dem Warum wirklich gestellt? Hand auf´s Herz: Soll der Gesprächspartner davon überzeugt werden, dass er „ein schlechter Mensch“, mindestens aber im Unrecht ist? Dass er einen Fehler gemacht hat? Und – selbst wenn er das zugibt – wäre damit irgendetwas besser?

Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen: in persönlichen Zusammenhängen fast nie! Was kann mit der Frage nach dem „Warum“, das Verhalten eines Menschen betreffend, erreicht werden? Wozu wird das überhaupt gefragt? Beispiele: Warum hast Du nicht an mich gedacht? Warum haben Sie mir den Urlaub nicht bewilligt, während andere ihre Ansprüche immer durchsetzen? Warum rufst Du nie an? Warum hast Du dies oder jenes getan usw.

Es ist leicht nachvollziehbar, dass diese Fragen den Befragten in Rechtfertigungsdruck bringen. Die Erfindungsmaschine Gehirn wird auf jeden Fall eine Antwort finden, die wahrscheinlich so oder ähnlich aussieht: Au weia, hab‘ ich echt vergessen! Oder: Das war echt ´ne Notsituation, tut mir leid! Die anderen haben (mehr) Kinder. Ich hab einfach keine Zeit … usw.

Was nutzt diese Antwort? Was kann damit angefangen werden? Ist die Situation jetzt zufriedenstellend gelöst? Wohl kaum! Zurück bleibt eher ein frustrierter Zustand.

Bevor die „Warum“-Frage gestellt wird, lohnt es sich, darüber nachzudenken, was mit dieser Frage erreicht werden soll. Geht es darum, den Gesprächspartner ins Unrecht setzen oder einfach nur darum, den eigenen Frust loszuwerden? Und dann gleich weiter Fragen: Was wird damit erreicht? Will ich das? Und noch weiter: Was will ich wirklich erreichen? Und weiter: Wie gehe ich vor, um zu erreichen, was ich erreichen will?

Manchmal sind dann andere W-Fragen, z.B.: Wie ist es dazu gekommen? Oder was hat alles dazu geführt? sinnvoller. Diese Fragen fragen den Prozess, nicht einen zurechtgelegten Grund ab und bringen mehr Informationen. Oder eine klare Ansage ist notwendig, wie z.B.: Ich möchte gefragt werden! Oder: Bitte nehmen Sie meinen Urlaubsantrag genau so wichtig wie den von anderen! o ä..

Die Frage nach dem „Warum“ ist sicher in sachlichen Zusammenhängen sinnvoll. Warum sich ein Rädchen nicht dreht, warum das Eis am Nordpol schmilzt usw.

Wenn es um persönliche Bedingungen geht: Erst ein Ziel formulieren! Und dann ist das „Wie“ meist das bessere „Warum“!

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Die Funktion von Fragen

Fragen sind wichtige Bestandteile unserer Kommunikation. Wir äußern sie aus verschiedenen Gründen, allerdings häufig mehr oder weniger gezielt und bewusst. Damit wir durch Fragen die Informationen bekommen, die wir brauchen, sind einige Überlegungen sinnvoll. Wie bei jeder zwischenmenschlichen Kommunikation kommen auch bei Fragen der Sach- und der Beziehungsaspekt zum Tragen. Ihre Funktion liegt vorwiegend in diesen beiden Bereichen.

Die wichtigste und grundlegendste Funktion von Fragen ist, dass sie Informationen bringen (Sachebene).
Sie zeigen aber auch Interesse am Thema des Gesprächspartners und am Gesprächspartner selbst, drücken dadurch Wertschätzung aus (bewirkt Nähe auf der Beziehungsebene).
Im Konfliktfall gewinnen wir durch Fragen Zeit und tieferen Einblick in die Beweggründe des Gegenübers.
Fragen lösen außerdem einen Antwortreflex aus und regen zum Denken an. Sie sorgen dadurch dafür, dass wir oder unsere Gesprächspartner aus dem emotionalen Zustand hinaus wieder auf die Sachebene gelangen.

Zunächst einmal hier noch zur Erinnerung: Wir unterscheiden zwischen offenen und geschlossenen Fragen. Die geschlossenen Fragen lassen sich nur sehr kurz – oft nur mit einem Ja oder einem Nein beantworten. Es sind meist Entscheidungsfragen. Und sie beginnen meistens mit einem Verb. Geschlossene Fragen sind sehr gut dazu geeignet, ein Gespräch abzuschließen bzw. kurz zu halten. Wir können sie stellen, wenn wir nur eine kurze Antwort haben wollen.

Die offenen Fragen beginnen mit den Fragewörtern: warum, wer, wo, wie, was, wann oder welche. Sie werden auch nach Sokrates sokratische oder mäeutische Fragen genannt. Mäeutik hieß im alten Griechenland die Hebammenkunst. Sokrates Mutter war Hebamme. Und so wie sie Menschen zur Welt verhalf, wollte Sokrates mit diesen Fragearten der Wahrheit zur Geburt verhelfen.

Neben den vielen oben genannten Vorteilen können Fragen ein Gespräch auch stören. Der Gesprächspartner kann die Antwort verweigern, Fragen können zu nahe gehen oder sogar – wie die Frage nach dem „Warum“ Rechtfertigungen auslösen und Schuld vermitteln. „Warum“ fragt überdies nur einen einzigen Grund ab. Besser ist es, mit den offenen Fragen den Hergang abzufragen, also z.B.: Wie ist es dazu gekommen – oder: Was alles hat dazu geführt? Es gibt fast immer mehr als einen Auslöser für ein ungünstiges Ergebnis. Die defensivste der offenen Fragen ist die Erfahrungsfrage. Sie kann gut mit dem Fragewort „welche“ beginnen. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? – oder: Wie stehen Sie dazu? sind günstige Formulierungen.

Im Verhältnis zu (Gegen-)Argumenten bieten Fragen auch den großen Vorteil, dass die Aggressivität aus dem Gespräch verschwindet und dem Interesse und der Neugier weicht. Im Falle von konträren Ansichten ist es empfehlenswert, zunächst durch drei offene Fragen der gegenteiligen Meinung auf den Grund zu gehen, bevor die eigene Sichtweise geäußert wird. Viele Konflikte könnten so verhindert werden!

Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg!

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