Die Ausbildung zum Systemischen Coach

Die Ausbildung zum Systemischen Coach

Die Ausbildung zum Systemischen Coach

1 Ziele
Personalverantwortliche, Führungskräfte und beratend Tätige im sozialen, medizinischen und juristischem Bereich erleben häufig Situationen, die emotional belastet oder sogar konfliktär sind. Das ist „normal“, weil menschlich, weil sozial. Und hinterher ist es dann so, dass man mit den eigenen Reaktionen als Coach oder Führungskraft vielleicht nicht so ganz zufrieden ist. Die Reflexion der jeweiligen Situation macht deutlich, was man alles hätte anders, zufriedenstellender machen können. Es ist wie eine verpasste Chance, Nutzen zu stiften. Nicht die richtige Frage gestellt, eine mögliche zielführende Intervention nicht zur Anwendung gebracht. Wie es so schön heißt: hinterher ist man immer klüger! Aber: Kopf hoch, wenn man erst einmal so weit sind, dass man mangelhafte Gesprächsergebnisse analysieren und für zukünftige ähnliche Situationen andere Interaktionsmöglichkeiten in Betracht zieht, ist das schon ein wesentlicher Fortschritt.

Fortschritte dieser und anderer Art erlangen Interessierte in einer Ausbildung zum Systemischen Coach. Die Ausbildung befähigt zu professioneller Beratung, entlastet Coaches und Berater (weil sie wissen, wer das Problem hat und es da lassen können) und ermöglicht es, Klienten bzw. Mitarbeiter bestmöglich zu fördern.

1.1 Professionalisierung
Ziel einer Ausbildung zum Systemischen Coach ist in erster Linie die Professionalisierung der Coaches und Führungskräfte. Dazu gehören die personale Integrität und die Klarheit über die berufliche Rolle.

Integere Persönlichkeiten sind sich in ihrem Denken und Handeln ihrer Werte bewusst und managen ihre Emotionen, ohne sie zu unterdrücken. Persönlich integer handelt der Coach, der sich seiner Werte und Ziele bewusst ist, auch in kritischen Situationen souverän reagiert und seine Emotionen einordnen kann.

Die notwendige Rollenklarheit ist durch die Analyse der Position und Funktion zu erreichen. Dazu findet man in der Ausbildung z.B. durch systemische Aufstellungen, Soziogramme und Organigramme Antworten auf die Fragen, wie die Beziehung zum zu Beratenden einzuordnen ist, welche wechselseitigen Erwartungen bestehen und wie die Interaktion zu gestalten ist.

1.2 Entlastung
Die (angehenden) Coaches erfahren in einer systemischen Ausbildung durch Wissen um die eigenen Prägungen, durch Verantwortungsüberlassung und durch Selbstwertstärkung Entlastung in der Beratung von hilfesuchenden Klienten. Sie reflektieren die Situation in Hinsicht auf eine mögliche Identifikation mit dem Klienten, bei der sie ihre mitfühlende Haltung verlassen haben und in einen mitleidenden Status gerutscht sind. Durch diese Analyse wird es wieder möglich, professionell beratend tätig zu sein.

1.3 Bestmögliche Förderung der Klienten
Ausbildungen im systemischen Coaching beinhalten einen Methodenkoffer, der neben lösungsorientierter Gesprächsführung, zirkulärem Fragen und Umdeutungen (Reframing) Instrumente zur Diagnostik, Motivation, Selbstwertstärkung und Entspannungstechniken bietet. Dieses Handwerkszeug in Verbindung mit der sensiblen Professionalität des Coaches stärkt den Klienten in seiner derzeitigen Lebenssituation und ermutigt ihn, notwendige Veränderungen vorzunehmen. Der Systemische Coach leistet im besten Sinne „Hilfe zur Selbsthilfe“.

2 Grundlagen des systemischen Ansatzes
Die systemische Betrachtungsweise ist ganzheitlich. Hier steht nicht der einzelne, durch besonderes Verhalten auffällige Mensch im Mittelpunkt. Im Fokus sind hier die Strukturen und Interaktionen der Systemmitglieder untereinander. Wie werden Informationen innerhalb des Systems aufgenommen, verarbeitet und weitergegeben? Wie steht es um das wechselseitige Vertrauen und wie kann es gestärkt werden? Systemisches Coaching ist anders als z.B. die Psychoanalyse schon von Anfang an zukunftsgerichtet und auf die Lösung orientiert. Die Problemsituation, die für den Klienten unerfreulich und mit schwierigen Emotionen besetzt ist, wird anfangs selbstverständlich eruiert. Sie wird aber möglichst schnell verlassen in Richtung Lösungssuche, um dem Klienten aus der Stucksituation heraus zu einem guten, handlungsfähigen Zustand zu verhelfen. Dabei geht der Systemische Coach davon aus, dass der Klient selbst der Experte für die Lösung seines Problems ist und die dafür notwendigen Ressourcen hat oder sich erwerben kann.

3 Methodenvielfalt
Für die beratende und fördernde Tätigkeit stehen der Führungskraft und dem Coach Methoden aus allen psychologischen Ansätzen und aus dem neurolinguistischen Programmieren (NLP) zur Verfügung. Systemiker haben die hilfreichen Methoden aus Diagnostik, Motivationsforschung, Konfliktklärung und Selbstwertstärkung zusammengetragen, die in systemischen Ausbildungen vermittelt werden. Damit ist ein System an Interventionsmöglichkeiten gegeben, das den Coaches ein umfangreiches Instrumentarium an die Hand gibt.

4 Fazit
Investitionen in die eigene Kompetenz sind immer lohnend. Diese Investitionen bewirken eine Leichtigkeit im Beruf, eine Offenheit im privaten Bereich und nicht zuletzt entscheidende persönliche Entwicklungen.


Wie Ratschläge angenommen werden können

Vergangene Tage ist mir folgendes passiert: Ich habe zu einem mich sehr bewegenden Thema (meine Mutter ist vor einigen Wochen verstorben) einen Ratschlag bekommen, wie ich mit meiner Trauer umgehen soll, damit es mir besser geht.

Der Ratschlag war wirklich von einer sehr liebenswerten, einfühlsamen Freundin. Und es war ein Rat, der auch von mir hätte kommen können: „Denk lieb an Deine Mutter – schick ihr Liebe“. Lieb zu denken ist tatsächlich ein guter Rat, der sehr dabei unterstützt, mit Verlassenheitsängsten und –gefühlen und auch mit Wut auf einen anderen Menschen umzugehen. Es tut einfach der eigenen Seele gut, Gutes zu wünschen. Trotzdem konnte ich den Rat nicht gut annehmen. Wie kann das sein?

Ein Hauptgrund ist sicher, dass ich ungefragt beraten wurde. Mir ist bewusst geworden, wie wichtig es ist, vorher Erlaubnis einzuholen, Rat geben zu dürfen, etwa in dem Sinne: „Möchtest Du darüber reden?“ – „Darf ich Dir/Ihnen sagen, was mir in solchen Situationen hilft?“ oder ähnlich.

Dann ist es meines Erachtens auch wichtig, dass es eine für ein Beratungsgespräch passende Situation ist. Der Rahmen muss stimmen. Ein Rat zu einem ernsten Thema passt nicht auf eine Geburtstagsfeier oder einen lustigen Videoabend mit Freundinnen. Wenn wir Beziehungen schützen und ausbauen wollen, ist es förderlich, gute Stimmungen gemeinsam zu genießen und für Problemgespräche andere Termine zu vereinbaren. Alles zu seiner Zeit eben.

Manche Menschen ärgern sich auch, wenn der Berater/die Beraterin Vorschläge macht, an die sie selbst schon gedacht haben (wie es z.B. bei mir der Fall war). Dann kommt leicht das Gefühl der Ungleichberechtigung auf. Der/die Ratsuchende fühlt sich nicht wertgeschätzt und in seinen/ihren bisherigen Bemühungen nicht anerkannt.

Ein weiterer Negativeffekt ist hier, dass (im professionellen Umfeld) solche Ideen den Ratsuchenden nicht von der Kompetenz des Beraters überzeugen. Ich habe mir deshalb angewöhnt, Ratsuchende mehrfach nach ihren eigenen Ideen zu fragen: „Was haben Sie/hast Du alles schon probiert?“ – „Welche Ideen hast Du selbst sonst noch?“ – „ Wie sind Sie bei ähnlichen Schwierigkeiten mit der Situation umgegangen?“ oder „Was rät Dir denn Deine engste Freundin / würde Dir Deine Mutter raten?“

Solche Fragen sind dazu geeignet, dass der Ratsuchende seine Lösung selbst findet. Und selbst entwickelte Lösungen werden garantiert häufiger umgesetzt, als vorschnell empfohlene Handlungsoptionen.

Im vorliegenden Fall bin ich allerdings mit meiner Reaktion auch sehr unzufrieden. Wie ich – theoretisch – souvräner damit hätte umgehen können, lesen Sie in einem meiner nächsten Blog-Artikel.

Wir sind Meister, die üben!