Fragen sind wichtige Bestandteile unserer Kommunikation. Wir äußern sie aus verschiedenen Gründen, allerdings häufig mehr oder weniger gezielt und bewusst. Damit wir durch Fragen die Informationen bekommen, die wir brauchen, sind einige Überlegungen sinnvoll. Wie bei jeder zwischenmenschlichen Kommunikation kommen auch bei Fragen der Sach- und der Beziehungsaspekt zum Tragen. Ihre Funktion liegt vorwiegend in diesen beiden Bereichen.
Die wichtigste und grundlegendste Funktion von Fragen ist, dass sie Informationen bringen (Sachebene).
Sie zeigen aber auch Interesse am Thema des Gesprächspartners und am Gesprächspartner selbst, drücken dadurch Wertschätzung aus (bewirkt Nähe auf der Beziehungsebene).
Im Konfliktfall gewinnen wir durch Fragen Zeit und tieferen Einblick in die Beweggründe des Gegenübers.
Fragen lösen außerdem einen Antwortreflex aus und regen zum Denken an. Sie sorgen dadurch dafür, dass wir oder unsere Gesprächspartner aus dem emotionalen Zustand hinaus wieder auf die Sachebene gelangen.
Zunächst einmal hier noch zur Erinnerung: Wir unterscheiden zwischen offenen und geschlossenen Fragen. Die geschlossenen Fragen lassen sich nur sehr kurz – oft nur mit einem Ja oder einem Nein beantworten. Es sind meist Entscheidungsfragen. Und sie beginnen meistens mit einem Verb. Geschlossene Fragen sind sehr gut dazu geeignet, ein Gespräch abzuschließen bzw. kurz zu halten. Wir können sie stellen, wenn wir nur eine kurze Antwort haben wollen.
Die offenen Fragen beginnen mit den Fragewörtern: warum, wer, wo, wie, was, wann oder welche. Sie werden auch nach Sokrates sokratische oder mäeutische Fragen genannt. Mäeutik hieß im alten Griechenland die Hebammenkunst. Sokrates Mutter war Hebamme. Und so wie sie Menschen zur Welt verhalf, wollte Sokrates mit diesen Fragearten der Wahrheit zur Geburt verhelfen.
Neben den vielen oben genannten Vorteilen können Fragen ein Gespräch auch stören. Der Gesprächspartner kann die Antwort verweigern, Fragen können zu nahe gehen oder sogar – wie die Frage nach dem „Warum“ Rechtfertigungen auslösen und Schuld vermitteln. „Warum“ fragt überdies nur einen einzigen Grund ab. Besser ist es, mit den offenen Fragen den Hergang abzufragen, also z.B.: Wie ist es dazu gekommen – oder: Was alles hat dazu geführt? Es gibt fast immer mehr als einen Auslöser für ein ungünstiges Ergebnis. Die defensivste der offenen Fragen ist die Erfahrungsfrage. Sie kann gut mit dem Fragewort „welche“ beginnen. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? – oder: Wie stehen Sie dazu? sind günstige Formulierungen.
Im Verhältnis zu (Gegen-)Argumenten bieten Fragen auch den großen Vorteil, dass die Aggressivität aus dem Gespräch verschwindet und dem Interesse und der Neugier weicht. Im Falle von konträren Ansichten ist es empfehlenswert, zunächst durch drei offene Fragen der gegenteiligen Meinung auf den Grund zu gehen, bevor die eigene Sichtweise geäußert wird. Viele Konflikte könnten so verhindert werden!
Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg!